Botschafter fordern von der deutschen Wirtschaft mehr Engagement in Afrika

 

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(chr) Der Aufruf an die deutsche Wirtschaft in Afrika aktiver zu werden, zog sich wie ein roter Faden durch viele Veranstaltung des 10. Wirtschaftstages der Deutschen Botschafterkonferenz. Auch Außenminister Guido Westerwelle widmete etwa die Hälfe seines halbstündigen Grußwortes dem afrikanischen Kontinent, davon den größten Teil dem arabischen Frühling in Nordafrika, das "die ersten Minuten einer historischen Stunde" erlebe. Der Minister forderte die rund 1500 Zuhörer aus Wirtschaft, Verwaltung und Politik auf „sich nicht abzuwenden, sondern hinzuschauen!“ Denn Afrika sei "der Kontinent der Chancen".

WT2In der mit vielen Botschaftern prominent besetzten Diskussionsrunde "Afrika – Markt der Chancen" wurden Südafrika, Nigeria, Kenia und Angola als interessante Märkte vorgestellt. Botschafter Dr. Horst Freitag (Johannisburg) präsentierte Südafrika einmal mehr als "das Tor für die Markterschließung der Subsahara-Zone", weil hier eine in weiten Teilen gute Infrastruktur und ein funktionierendes Bankwesen zu finden seien. Deutschlands rührige Botschafter in Lagos, Dorothee Janetzke-Wenzel, warb leidenschaftlich für Nigeria, das in den letzten Jahren ein durchschnittliches Wirtschaftswachstum von 7 – 10 % erzielt habe. Deutsche Unternehmer, die erfolgreich in dem Markt mit seinen 190 Millionen Verbrauchern tätig sind, hätten ihr berichtet: "We cannot afford not to be here!" In Richtung der anwesenden  Wirtschaftsvertreter forderte sie mutig zu sein: "Ab und an mal springen! In Afrika ist das Wasser warm!"  Deutschlands Botschafterin in Kenia, Frau Margit Hellwig-Bötte, empfahl expansionswilligen Unternehmern dringen zu einer Niederlassung in Afrika.

Was ist die teuerste Stadt der Welt? Luanda, verriet der deutsche Botschafter in Angola, Jörg Marquardt, zur Überraschung mancher Anwesender. Angola, das zwei Millionen Barrel Öl/Tag fördert, sei wegen der großen "Deutschenfreundlichkeit" für hiesige Unternehmen höchst interessant, auch wenn die schwerfällige Bürokratie reichlich rechtlichen Beratungsbedarf hervorrufe. Der Botschafter berichtete, es bedürfe in Angola zwölf Genehmigungen, um ein Unternehmen zu errichten.

WT3Vor große Probleme stehen deutsche Unternehmen, wenn diese mit Korruptions- und Schmiergeldanfragen in Kontakt kommen, oftmals mittelbar über ihre Handelspartner in den afrikanischen Ländern. "Man rutscht leicht in Compliance-Probleme hinein", wurde beklagt. Eine im Bankensektor tätige Dame meinte, kein deutsches Unternehmen sei noch so blöd eine schwarze Kasse zu haben, aber niemand könne für die afrikanischen Partner die Hand ins Feuer legen.

Die fehlende Rechtssicherheit war – neben der Finanzierungsproblematik – ein weiterer Punkt, der die deutschen Unternehmer vor einem wirtschaftlichen Engagement in Afrika abschreckt. Es wurde von mehreren Anwesenden ein Leitfaden für ein Tätigwerden in Afrika, mit Benennung von kompetenten Rechtsberatern gewünscht. Herr Wendt von der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG) räumte ein, dass das Netzwerk der Deutschen Auslandshandelskammern (DAHK) im afrikanischen Raum "extrem dünn" sei. Der Leiter des Referats Afrika der DAHK, Heiko Schwiderowski, konterte, es würden bald neue Repräsentanzen in Mosambik und Tansania eröffnet. Weitere sollten in der Subsahara-Zone folgen. "Wir können die Jagdhunde nicht zum Jagen tragen", meinte hingegen Deutschlands Botschafter in Guinea, Bernhard Kampmann, im Rahmen des Diskussionsforums "Geschäfte in Krisenregionen". Er stellte klar, dass die Botschafter die Wirtschaft nicht zwingen können Geschäfte auch außerhalb von Ländern wie Senegal oder Côte d'Ivoire zu machen. Für ihn sei auffällig, das Unternehmer scheinbar mehr Furcht vor "der Abwesenheit von Staat, als vor zu viel Staat" haben.

WT4Dr. Stefan Liebing, der Vorsitzende des Afrikavereins der Deutschen Wirtschaft, zog ein positives Fazit der Veranstaltung. Er war sich sicher, dass die nächste Runde der Schwellenländer in Afrika liege. Die Rahmenbedingungen hätten sich so verbessert, dass deutsche Unternehmen es sich nicht leisten könnten dort fernzubleiben. Dass Potential für einen sich auf die  Förderung der natürlichen Ressourcen anschließenden Anlagenbau schätzte er auf 87 Milliarden Euro. "Die deutsche Wirtschaft darf die weitere Entwicklung auf dem schwarzen Kontinent nicht verschlafen", forderte er.