Ugandische und kenianische Politiker werden durch Gewinnerwartungen elektrifiziert

(chr) Man würde nicht erwarten, eine Straße nach deutschem Standard in Uganda zu finden. Erwartete sprudelnde Einnahmen aus den Ölvorkommen unter dem Lake Albert machen es möglich; und die willigen chinesischen Unternehmen setzen es um, wie so oft in Ostafrika dieser Tage. Die moderne Straße von der alten Kolonialstadt Fort Portal zu Bundibugyo an der Grenze zur Demokratischen Republik Kongo, die von Flüchtlingsströmen und einer Ebola-Epidemie im Jahr 2007 heimgesucht wurde, ist ein gutes Beispiel für die fernöstliche Baukunst. Afrikanische Arbeiter schlagen gewundene Serpentinen durch den Nordwestrand des Ruwenzori-Massivs unter den wachsamen Augen der chinesischen Ingenieure. Diese Straße führt zu der dreispurigen Autobahn A 109 zum 320 km entfernten Kampala. Die Unternehmen aus China bauen diese Straßen natürlich nicht aus altruistischen Gründen. Sie werden für den schnellen Transport des schwarzen Goldes mit großen Lastwagen nach Kampala benötigt. Von dort ist eine 352 km lange Pipeline nach Eldoret in Kenia in Planung. Im Moment konkurrieren angeblich 14 internationale Firmen und Konsortien um den auf 300 Millionen Dollar geschätzten Auftrag. Von dort könnte das Öl nach Mombasa Hafen gebracht werden. Aber auch ein neue Hafen-Projekt, genannt Lamu, mit einer 1.300 km langen Öl-Pipeline und einer 1720 km lange Bahnverbindung ist in der politischen Diskussion. Ob Kenia aber die geschätzten Gesamtkosten von 29 Milliarden US-Dollar stemmen kann ist eine andere Frage.

Wie auch immer, Experten vermuten 3,5 Milliarden Tonnen Öl in Uganda. Giraffe 1 und Büffel-Giraffe sind die Namen der riesigen Ölfelder unter dem Lake Albert. Wahrscheinlich kann im Jahr 2017 das erste Öl produziert werden. Wenn dies wahr wird, könnte Uganda zu einem der mächtigsten Akteure auf dem afrikanischen Ölmarkt und weltweit aufsteigen. Große Optimisten sprechen angeblich angesichts der gewaltigen Entdeckungen schon von  "saudi-arabischen Verhältnissen." Die Unternehmen Total aus Frankreich, Tullow Oil aus Kanada und CNOOC aus China konkurrieren mit allen Mitteln um die Genehmigung zum Abbau. Tullow Oil, das an der Londoner Börse gelistet ist und mit einem Marktanteil von 49% und Entdecker des gewaltigen Jubilee-Ölfeld vor der Küste von Ghana der Marktführer für Öl-Förderung in Westafrika, ist der größte Spieler im Feld . Nach Berichten der britischen Zeitung "The Telegraph" vom März 2013 wird das Unternehmen mit Vorwürfen belastet, dass es 100 Millionen Dollar für Bestechungsgelder ausgegeben haben soll. Der ursprüngliche Zeitplan das Öl bereits im Jahr 2010 zu nutzen wurde immer wieder über den Haufen geworfen. Am Ende des Jahres 2011 gab es zu allem Überdruss noch eine viel beachteten Skandal in Ugandischen Parlaments, nachdem Wikileaks die geheimen Verhandlungsprotokolle des Deals veröffentlichte. Innenminister Hillary Onek musste in Zuge der Affäre zurücktreten.

Jetzt ist die Ölförderung ist Chefsache. Ugandas Präsident Yoweri Museveni hat die Geduld mit der ins Stocken gekommenen Ölförderung verloren. "Uganda entdeckte Öl im Jahr 2006, aber war nicht in der Lage, die Förderung aufgrund einer Schlacht unseres Landes mit den Ölgesellschaften zu beginnen. Einige von denen haben die üblichen Klischees über Afrika und sind dabei weder in der Lage unsere Bedürfnisse zu verstehen,  geschweige denn unsere Bodenschätze  in einer richtigen Art und Weise zu entwickeln ", regte sich Museveni kürzlich gegenüber der Presse auf. Vor einigen Monaten unterzeichnete der langjährige Staatschef Ugandas bereits das neue Gesetz für Petroleum (Gesetz zur Förderung, Entwicklung und Produktion 2013), das am 5. April veröffentlicht wurde. Das neue Gesetz hebt das Petroleum Gesetz von 1985 (Gesetz zur Förderung und Produktion, CAP 150) auf.

Mit den erwarteten Einnahmen aus den Ölverkäufen plant Museveni ein gewaltiges 200-Milliarden-Dollar-Investitionsprogramm für sein Land: Gigantische Bewässerungsprojekte, der Aufbau einer Phosphat- und Eisenerz-Industrie, zehn neue Städte mit internationalen Flughäfen, ein funktionierendes Bildungssystem, ein Kernkraft- und mehrere Wasserkraftwerke sowie Wissenschafts- und Technologiezentren in allen größeren Städten. Einige Teile dieses Plans werden sicherlich reine Luftschlösser bleiben, aber einige werden mit Hilfe der Chinesen umgesetzt werden. Das afrikanische "Business Week Journal" berichtete vor kurzem, dass die Länder der ostafrikanischen Gemeinschaft  in den nächsten fünf Jahren zwölf Millionen Dollar für Infrastruktur  investieren werden. Die wichtigsten Projekte für 2014 werden der Bau des 51 km langen Entebbe Express Highway und die Asphaltierung der 90 km langen Straße von Moroto zu Nakapiripirti in der Karamoja Region werden. Als Folge des Baubooms wird sich die allgemeine Kaufkraft erhöhen. Die Taschen der Leistungsträger im Ölsektor sind ja bereits gefüllt. Die schwächelnde Bauindustrie wird dadurch sicherlich einen Push bekommen.

Chinesische Unternehmen sind ihren Wettbewerbern im Rennen um lukrative Aufträge mit ihrem Konzept der "vom Auftragnehmer ausgehandelten Darlehen" (contractor negotiated loans) meistens immer eine Nasenlänge voraus. Der Begriff "Contractor negotiated loans" bedeutet, dass die chinesischen Anbieter zugleich die Finanzierung der Projekte versprechen. Die anderen Länder haben bislang noch keinen Weg gefunden, um ihre asiatischen Konkurrenten mit ihrer Marktstrategie zu schlagen. So können sie diese  Form des Geschäftemachens nur verbittert und polemisch als moderne Form des Kolonialismus bezeichnen, ohne aber zu verstehen, dass die afrikanischen Staats- und Regierungschefs heute nur mit dem wirtschaftlich-günstigsten Anbieter Geschäfte machen.